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Projekt „Unsterblichkeit“

Turritopsis nutricula – die Möglichkeit des ewigen Lebens

Das Thema der Unsterblichkeit kam mit Sicherheit jedem von uns schon einmal unter. Ob in Filmen wie “Der Brandner Caspar und das ewige Leben” oder in Diskussionen im Ethikunterricht der Schule, so ziemlich jede:r wurde bereits mit dieser Thematik konfrontiert. Bisher allerdings meist in utopischen oder dystopischen Gesprächen über eine fiktive Zukunft. Die im Mittelmeer lebende Qualle Turritopsis nutricula verwirklicht jedoch genau dies, sie ist unsterblich – solange sie nicht gefressen wird. Mithilfe neu entwickelter Gentechnik ist das möglicherweise auch in naher Zukunft auf den Menschen umsetzbar. Doch kann das wirklich gewollt sein oder sollte der Gedanke der Unendlichkeit nicht doch lieber genau das bleiben: ein Gedanke.

Betrachtet man nämlich die Folgen eines solchen ewigen Lebens in einem Umfang, in dem es kollektiv in der Lebensrealität Einzug findet, kann man dies eigentlich nicht mehr wollen. Schließlich hätte das Ganze nicht nur Folgen für einen selbst, sondern für die gesamte Gesellschaft und auch auf unsere Umwelt. Sätze wie “Nutz die Zeit die dir zur Verfügung steht.”, “Das ist die Zeit deines Lebens.” oder “Man ist nur einmal jung.” wären nur noch belangloses Geschwafel. Dem Menschen als Individuum würde in gewisser Maßen der Antrieb zu persönlicher Weiterentwicklung genommen werden, man hat nun schließlich eh genug Zeit. Hinzu kommt, dass das Ganze dem Leben doch früher oder später seinen Reiz nimmt. Irgendwann verliert man in einer Endlosschleife den Faden für das, was einem wirklich Spaß macht. Der Tod als Begrenzung und zugleich als Motor des Lebens wirkt in Anbetracht dessen als bessere Alternative. Zudem ist völlig unklar, wer Zugriff auf die Möglichkeit des Unsterblichkeitstranks der Gencocktails bekommen würde. Ist eine finanzielle Auslese wirklich das was unsere Gesellschaft braucht? Und wie wirkt sich eine solche Spaltung der Gesellschaft auf die Einzelpersonen aus? Fühlen sich Sterbende noch als Teil der Gesellschaft, wenn sie doch eh nur begrenzt zu ihr gehören? Und fühlen sich Nicht-Sterbende in dem endlosen weiter und weiter und weiter des Lebens überhaupt noch zuhause? Ab wann würden wir aufhören zu altern oder vielmehr: Welches Alter ist das “perfekte”, in dem man auf ewig verweilen soll?

Bereits jetzt leidet der Planet unter der Überbevölkerung durch den Menschen. Wenn wir zusätzlich auch noch länger Leben übersteigt die Nachfrage an Ressourcen durch eine enorm ansteigende Bevölkerung die vorhandenen Rohstoffe bei weitem. Man müsste mehr Wälder roden, um genug Landwirtschaft betreiben zu können und die gesamte Bevölkerung zu ernähren. Als Folge ist eine Kettenreaktion zu betrachten, die womöglich einen völligen Zusammenbruch des Ökosystems Erde zur Folge hätte. Ein damit einhergehendes Artensterben würde das Erscheinungsbild der Erde irreversibel verändern. Um das vorzubeugen müsste man Fortpflanzung einschränken.... Diese ist jedoch Grundlage der Evolution. Entsprechend würde sich die Menschheit nicht weiter entwickeln und könnte sich so nicht mehr auf natürlichem Weg an sich verändernde äußere Einflüsse anpassen. Auch wenn einige Befürworter beispielsweise anbringen, dass jeder Mensch frei entscheiden können sollte, wie lange er lebt und ein längeres Leben mehr Möglichkeiten bietet, sich selbst zu verwirklichen, überwiegen offensichtlich doch die vielen negativen Seiten. Es sind zudem schlichtweg zu viele Fragen nicht geklärt, um eine Unsterblichkeit des Menschen befürworten zu können.

Meiner Meinung nach ist diese gesamte Thematik unter anderem aus ethischer und moralischer, sowie gesellschaftlicher und umweltpolitischer Sicht kritisch zu betrachten. Die oben angefangene Erläuterung der negativen Aspekte zeigt auf, wie viel sich durch eine solche Veränderung der Lebensrealität an unserem Selbst- und Weltbild verändern würde. Solch eine Unvorhersehbarkeit ist meiner Meinung nach zusätzlich zu sämtlichen Krisen, denen die Menschheit bereits jetzt ausgesetzt ist schlichtweg nicht zu bewerkstelligen.

Dann doch lieber bis dass der Tod uns scheidet.

Marleen Schwendel, Lena Hofmann, Minh Chi Vu

 

Ein ewiges Leben – Fluch oder Segen?

Unsterblichkeit – schon immer ein Traum der Menschheit. Ist es doch nahezu das Einzige, was uns noch mit allen anderen Lebewesen gleichstellt, vielleicht sogar die einzig wirkliche Schwäche des Menschen. So ist seit vielen Jahren nicht nur Lord Voldemort auf der Suche nach dem eigentlich Unmöglichen, einem ewigen Leben. Aber ist ein ewiges Leben denn wirklich erstrebenswert? Ich bin der Meinung, ein unendliches Leben würde das Leben Stück für Stück wertlos machen.

Menschen können aus vielen Gründen sterben: Mord, Unfälle, Vergiftungen ... doch die mit Abstand häufigste Todesursache ist das Erliegen hartnäckiger Krankheiten wie Krebs, Krankheiten des Atmungssystems oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Allein an diesen Krankheiten starben 2020 in Deutschland über 630 000 Menschen.
Was wäre, wenn es eine Möglichkeit gäbe, all diese Krankheiten zu heilen oder gar zu verhindern?
Mithilfe von Stammzellentherapien und der Entwicklung von bestimmten Geweben oder Transplantaten könnte es schon bald möglich sein, Krankheiten gänzlich vom Körper fern zu halten. So könnte es sein, dass die Menschen bald von Geburt an immun gegen sämtliche Krankheiten sind. Die Folgen daraus wären, dass wir ohne die Krankheiten immer länger und problemfreier leben könnten. Das klingt jetzt natürlich super, aber gehen wir in diesem Beispiel einmal davon aus, wir könnten eines Tages Therapien entwickeln, die uns tatsächlich so sehr von jeglichen Gefahren abhalten, dass wir ewig lange leben könnten und quasi unsterblich sind, zumindest gegenüber Krankheiten oder Altersschwäche. Wäre das nicht das beste was uns je hätte passieren können? Klare Antwort: Nein, wäre es nicht.

Lag die Lebenswartung zu Beginn des 14. Jh. noch bei ca. 35 Jahren, stieg sie seitdem stetig an, wodurch sie heute durchschnittlich bei über 80 Jahren liegt. Leben die Menschen 2100 dann alle 100 Jahre lang oder reicht das vielleicht noch gar nicht?
Als aktuell (11/2021) älteste Frau der Welt gilt die 1997 verstorbene Französin „Jeanne Calment“, die unglaubliche 122 Jahre und 164 Tage alt wurde. Doch ist es nicht unwahrscheinlich, dass auch dieser Rekord bald gebrochen wird.
Die Folgen aus dem steigenden Alter sind bereits zu spüren: Es gibt immer mehr alte Menschen und gerade in Deutschland hingegen auch immer weniger junge Menschen. Daraus ergibt sich ein demografischer Wandel, der u.A. Probleme mit der Rentenfinanzierung und Altenpflege verursacht. Die Probleme bleiben also vor allem an der jungen Generation kleben, die sich deswegen, ähnlich wie beim Problem des Klimawandels, nun wieder Gedanken machen muss, wie es weiter gehen soll. Anders als bei der ansteigenden globalen Temperatur, kann man hier der älteren Generation jedoch eher weniger Vorwürfe machen, können ja schließlich nichts dafür, dass sie immer älter werden.
Doch wie wäre es, wenn wir alle gar nicht mehr sterben müssten?
Wie wäre es, wenn wir mithilfe von Gentechnik einfach für immer leben könnten?
Ich bin der Meinung, es wäre fatal.
Menschen sind, auch wenn wir immer wieder probieren auszubrechen, Teil eines Ökosystems. Jeder wird geboren, um irgendwann wieder zu sterben. Das macht ein jedes Lebewesen aus und nur so funktioniert der oft zitierte Kreislauf des Lebens. Mir bleibt die Frage, ob ein Leben ohne den Tod, ohne das Wissen, dass es eines Tages vorbei sein wird, überhaupt lebenswert ist. Wenn man aktuell von einem Leben von 80 Jahren ausgeht, lässt es sich gut gliedern in ca. 20 Jahre Kindheit und Ausbildung, 45 Jahre Arbeit und 15 Jahre Ruhestand. Wie würde die Einteilung jetzt aussehen, wenn dem Leben kein Ende gesetzt wäre, 30-100-∞? Wie lange könnten wir überhaupt arbeiten, ohne irgendwann daran zu zerbrechen? Und natürlich, wer zahlt für die vielen Rentner und Arbeitsunfähigen? Wer kümmert sich um die Pflegebedürftigen, wenn es schlichtweg immer mehr werden? Viele Fragen, die aktuell noch gar nicht beantwortbar sind.


Fakt ist, ein Leben ohne Ende ist wie eine Endlosschleife. Irgendwann wird jeder Tag gleich und täglich grüßt das Murmeltier. Es gibt nichts mehr, was man noch nicht erlebt hat, nichts mehr Neues, Spannendes oder Unerwartetes. Alles ist irgendwie schon einmal da gewesen. Dadurch wird das Leben nicht nur langweilig, sondern auch unspektakulär. Besondere Ereignisse verlieren an Wert, da man sie sowieso nochmal erleben wird. Warum soll ich mich über meinen Geburtstag freuen, wenn ich noch unendlich viele weitere Geburtstage haben werde? Was macht einen jeden Tag besonders, wenn er nur einer von unendlich vielen ist?

Ein weiteres Problem ist natürlich die massive Überbevölkerung, die dadurch entsteht. Jedes Jahr werden weltweit über 132 Milliarden Menschen geboren. Wenn nicht jedes Jahr fast die gleiche Menge an Menschen sterben würde, stiege die Weltbevölkerung unverhältnismäßig stark an, was schon innerhalb eines Jahres dafür sorgen würde, dass wir nicht mehr genug Platz auf der Erde hätten. Jedoch wird sich natürlich nicht die ganze Welt die Luxus-Therapie leisten können, wodurch das ewige Leben ganz schnell zum Privileg der Reichen werden könnte.
Dann haben wir eine extreme Spaltung der Gesellschaft und damit das nächste Problem. Wer darf dann zuerst zur Fuß-OP, der Unsterbliche oder der „Normale“? Gilt man irgendwann als Außenseiter, wenn man als einziger noch sterben kann? Darf man irgendwann nur noch zu einem Konzert, wenn man reich genug ist und ein „Unsterblich“ im Ausweis stehen hat?

Und damit immer noch nicht genug, der Tod einer Person kann z.B. auch als Wachablösung dienen. Wer glaubt denn wirklich, dass Diktatoren wie Erdogan oder Putin freiwillig abtreten, bevor sie nicht durch ihr Alter bzw. ihren Tod dazu gezwungen werden. Klar kommt für sie diese Erfindung wahrscheinlich (oder sollte man lieber sagen hoffentlich) noch zu spät, aber es wird auch in der Zukunft Machthaber geben, die keinen Grund dafür sehen, ihre Macht abzugeben und dann viele viele Jahre machen könnten, was sie wollen.

Meiner Meinung nach, führt die „Erfindung“ der Unsterblichkeit, zu deutlich mehr Problemen als Lösungen. Auch, wenn das Ausbleiben von Krankheiten natürlich einer Traumvorstellung entspricht, ist ein ewiges Leben wirklich nicht das, was wir uns, meinem Empfinden nach, wünschen sollten. Das Leben wird einem geschenkt, um es zu leben. Auch, wenn diese Aussage für manche keinen Sinn ergeben mag, enthält sie Wahrheit. Der Gedanke, zu wissen, dass das Leben jeden Moment vorbei sein kann, treibt den Menschen an. Er traut sich und erlebt, genießt und entdeckt, doch wo wäre dieser Antrieb, ohne einen Grund sich überhaupt trauen zu müssen? Unsterblichkeit macht das Leben eintönig und weniger wertvoll, wodurch wir mit der Zeit verlernen, es zu schätzen, als das Wunder, was es ist.

Nils Frommhold, Jannik Herberger, Florian Böhm, Johanna Gaitzsch, Emily Voigt, Emilia Kraeher